Die Suche nach dem Yeti, dem mysteriösen Wesen des Himalayas, hat die Menschen seit Jahrzehnten in ihren Bann gezogen.
Die Legende des Schneemenschen, eines riesigen, behaarten Wesens, das in den höchsten Gebirgsketten umherstreifen soll, erregte erstmals in der Mitte des 20. Jahrhunderts breite Aufmerksamkeit. Doch die Ursprünge der Kreatur reichen viel weiter zurück, insbesondere in Tibet.
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Existiert der Yeti wirklich irgendwo tief in den tibetischen Bergen? |
Die ersten Fußabdrücke des Mysteriums
Die ersten Anzeichen westlichen Interesses begannen mit einer britischen Expedition von 1951 unter der Leitung von Eric Shipton und Michael Ward. Während ihres Versuchs, den Mount Everest zu erklimmen, entdeckten sie eine Reihe seltsamer, großer Fußabdrücke im Schnee, die scheinbar nirgendwohin führten.
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Mögliche Yeti-Fußabdrücke, die von einer Expedition auf der Suche nach dem Yeti tief in den Bergen fotografiert wurden |
Diese Abdrücke, etwa 30 Zentimeter breit und tief im Schnee eingeprägt, deuteten auf das Vorhandensein eines mächtigen Wesens hin. Das Team fertigte Abdrücke dieser Spuren an und schickte sie zur Analyse nach London.
Der Zoologe William Tschernezky untersuchte sie und spekulierte, dass sie von einem riesigen, zweibeinigen Primaten stammten, was das westliche Interesse am Yeti weckte.
Zu dieser Zeit war die Kreatur noch weitgehend auf die Mythen der Region beschränkt, aber diese Fotografien und die anschließenden Spekulationen brachten sie ins globale Rampenlicht.
Die Jagd intensiviert sich
Das Yeti-Mysterium vertiefte sich weiter, als immer mehr Expeditionen in den Himalaya aufbrachen, um dieses schwer fassbare Wesen zu finden. 1954 durchkämmte der Wissenschaftler Charles Stonor mit seinem Team die Region, fand jedoch nur ungewöhnlich große Exkremente.
Nach der Untersuchung kamen sie zu dem Schluss, dass das dafür verantwortliche Wesen wahrscheinlich von Pflanzen und kleinen Säugetieren lebte, aber auch hier gab es keinen endgültigen Beweis für die Existenz des Yeti.
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Foto eines angeblichen Yeti-Fußabdrucks, gefunden von Michael Ward. Das Foto wurde 1951 am Menlung-Gletscher während der Everest-Expedition von Eric Shipton aufgenommen |
Ein Jahr später, 1955, berichtete eine Gruppe französischer Forscher von einer Begegnung aus großer Ferne mit einem Wesen, das den Beschreibungen des Yeti zu entsprechen schien – groß, kräftig und mit Haar bedeckt. Die Forscher verfolgten die Spuren der mysteriösen Kreatur, die inzwischen aus ihrem Blickfeld verschwunden war, über mehr als einen Kilometer, doch ihre Entdeckungen ließen das Rätsel nur noch größer erscheinen.
Sie kamen zu dem Schluss, dass die Fußabdrücke von einem unidentifizierten Säugetier stammten, doch auch hier wurde keine konkrete Beweise gesammelt.
Hillarys bleibende Suche
Trotz dieser Rückschläge wuchs die Faszination für den Yeti weiter. 1959 begab sich Edmund Hillary, der berühmte neuseeländische Bergsteiger, der 1953 als erster den Mount Everest bestiegen hatte, erneut auf eine Expedition, diesmal, um den Yeti auf Drängen seines Sherpas Norgay Tenzing zu untersuchen. Tenzing hatte behauptet, den Yeti Jahre zuvor gesehen zu haben, also führte Hillary die Suche über die tibetischen Berge.
Ihre Expedition dauerte zehn Monate, doch sie fanden nur einen Haarbüschel, den ihnen Mönche in einem hochgelegenen Kloster übergaben. Die Mönche behaupteten, den Yeti Monate zuvor gesehen zu haben, und beschrieben ihn als ein Wesen, das einem riesigen Bären ähnelte.
Der angebliche Yeti-Finger
Die Existenz des Yeti ist jedoch nicht völlig ohne physische Beweise. Ein faszinierendes Stück Beweis stammt aus dieser Zeit: ein angeblicher Yeti-Finger, der je nach Version der Geschichte entweder gekauft oder gestohlen wurde aus dem Pangboche-Buddhistischen Kloster.
Über fünfzig Jahre lang wurde dieser Finger in London als Teil der Sammlung des Royal College of Surgeons aufbewahrt. Einer Erzählung zufolge wurde der Finger von Bigfoot-Forscher Peter Byrne aus dem Kloster entnommen und von dem bekannten Hollywood-Schauspieler Jimmy Stewart aus dem Land geschmuggelt. Stewart soll den Finger in der Wäsche seiner Frau versteckt haben, im Auftrag des texanischen Millionärs und Yeti-Enthusiasten Tom Slick.
Tibetische Geschichten über den Yeti
Die Tibeter ihrerseits erzählen von drei verschiedenen Arten von Yetis. Der erste, „Dzuteh“ genannt, soll einem Braunbären ähneln, basierend auf Berichten von denen, die ihn gesehen haben.
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Die tibetischen Menschen kennen drei Arten des Yetis |
Der zweite, „Thelma“, wird als ein agiles, kleines, menschenähnliches Wesen beschrieben, das an Holz nagt. Diese Beschreibung stimmt jedoch nicht mit dem überein, was man von einem mächtigen, hochgewachsenen Wesen erwarten würde. Der dritte Typ, „Mih The“, soll ein riesiges, affenähnliches Wesen sein, das mit schwarzem Fell bedeckt ist und mit einem plumpen Gang bewegt.
Whillans’ Yeti-Begegnung
Während westliche Forscher und Bergsteiger wie Hillary, Shipton und Stonor nach physischen Beweisen suchten, hatten andere Abenteurer ihre eigenen Begegnungen mit dem, was sie für den Yeti hielten.
Der britische Bergsteiger Don Whillans behauptete, während einer Expedition auf einen Yeti gestoßen zu sein, der über zwei Meter groß war und mit dunklem braunen Fell bedeckt war.
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Mehrere tibetische Klöster sollen angeblich Teile von Yeti-Körpern aufbewahren |
Whillans beschrieb das Wesen mit einer hervorstehenden Stirn und tief liegenden Augen. Sein Kiefer trat hervor und war mit furchterregenden Zähnen bestückt. Er stellte außerdem fest, dass es mit weit gespreizten Beinen lief und seine langen Arme fast den Boden berührten.
Die Legende des Yeti lebt weiter
Diese Beschreibung von Whillans wurde zu einer der weit verbreitetsten Darstellungen des Yeti und prägte das Bild eines hochgewachsenen, furchteinflößenden Wesens in der Populärkultur, unterstützt durch Hollywood-Filme, die den Yeti auf diese Weise darstellten.
Trotz des Fehlens konkreter Beweise für die Existenz des Yeti ist diese Darstellung des Schneemenschen ikonisch geworden. Auch heute noch glauben viele Menschen an den Yeti, sei es aus Staunen über das Unbekannte oder aus dem Wunsch, die Mysterien der natürlichen Welt zu erforschen.
Der Yeti inspiriert weiterhin Abenteurer, die den Nervenkitzel des Unbekannten suchen. In einer Welt, in der bereits so viel kartiert und erklärt wurde, bleibt die Vorstellung fesselnd, dass es immer noch Orte und Mysterien gibt, die darauf warten, uns zu überraschen. Auch wenn niemand mit Sicherheit sagen kann, ob der Yeti existiert, lebt seine Legende weiter, genährt von der Aufregung derer, die weiterhin die Grenzen des Unbekannten erkunden.
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