In den feuchten, schattigen Ecken der Wälder Japans, wo Bäche tiefe Schluchten graben, könnten glückliche Besucher einen Blick auf eines der bekanntesten Tiere des Landes erhaschen: den Riesen-Salamander, auch bekannt als Andrias japonicus.
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Die auffällige Färbung vieler Salamander, die in Japan leben, dient als Warnung für Fressfeinde vor ihrer giftigen Haut |
Salamanderarten Japans: Der Japanische Feuerbauch-Salamander und die Riesen-Salamander
Japan beheimatet 44 verschiedene Salamanderarten, die in der Größe von klein bis groß variieren, und es werden regelmäßig neue Arten entdeckt.
Eine Art, der sogenannte "Fließwasser"-Salamander, lebt in Gebirgsbächen. Diese Salamander legen ihre Eier auf den Steinen im Bach ab. Ihr Lebensraum ist abgelegen und weit entfernt von menschlichen Siedlungen, mit steilen Hängen und Gefahren wie Abstürzen und losen Steinen, wodurch diese Gebiete nur für erfahrene Personen zugänglich sind. Daher sind Begegnungen mit ihnen selten.
Im Gegensatz dazu kommen die "Stillwasser"-Salamander in den tieferen Gebirgslagen vor. Sie legen ihre Eier in langsam fließendem Wasser, wie in Teichen, Pfützen und Reisfeldern.
Ein einzigartiges, kaltblütiges Tier
Salamander, als kaltblütige Tiere, verhalten sich anders als Reptilien wie Schlangen, Eidechsen und Schildkröten sowie Amphibien wie Frösche und Molche. Während diese Tiere normalerweise in wärmeren Temperaturen aktiv sind und in der Kälte Winterschlaf halten, zeigen Salamander im Winter lediglich eine Verlangsamung ihrer Aktivitäten. Sie suchen Schutz im Boden oder in schlammigem Wasser, gehen jedoch nicht in einen Zustand der "Winterstarre".
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Der japanische Riesen-Salamander gehört zu den am längsten lebenden Wasserbewohnern der Welt und kann über 50 Jahre alt werden |
Als wahre Kaltblüter sind Salamander äußerst empfindlich gegenüber hohen Temperaturen. Wenn man einen Salamander berühren muss (was vermieden werden sollte), ist es wichtig, die eigene Körpertemperatur vorher zu senken. Dies kann erreicht werden, indem man die Hände in kaltes Wasser taucht oder Handschuhe trägt, die keine Wärme leiten. Der Temperaturunterschied zwischen einer menschlichen Handfläche und dem Körper eines Salamanders kann mehr als 30°C betragen – ähnlich wie menschliche Haut, die plötzlich Wasser mit über 60°C ausgesetzt ist.
Der größte Amphibie der Welt
Im Gegensatz zum europäischen Feuersalamander hat der japanische Riesen-Salamander ein schlichteres Erscheinungsbild mit glatter, glänzender Haut in dunklen Braun- oder Schwarztönen. Seine Haut leuchtet nicht im Dunkeln wie die des Ost-Kaiser-Salamanders. Sein Körper endet mit einem spitzen Schwanz, der zum Schwimmen wichtig ist.
Der japanische Riesen-Salamander misst typischerweise etwa 60 cm in der Länge. In der Vergangenheit wurden jedoch auch Exemplare bis zu 148 cm Länge und 30 kg Gewicht beobachtet. Leider sind solche großen Exemplare aufgrund von Umweltveränderungen, wie dem Bau von Dämmen und der Begradigung von Flussläufen, heutzutage selten zu finden.
Trotz der Lungen atmet der japanische Riesen-Salamander hauptsächlich durch seine Haut. Tagsüber versteckt er sich hinter Baumstämmen und Steinen und kommt nachts heraus, um zu jagen. Obwohl er überwiegend nachtaktiv ist, verlässt er sich manchmal auch tagsüber seine Verstecke, besonders nach starkem Regen oder bei hoher Luftfeuchtigkeit.
Lebensräume des Riesen-Salamanders
Im Juni wandern die Weibchen stromaufwärts und legen ihre Eier unter Steinen in Bergbächen ab. Diese Eier durchlaufen verschiedene Entwicklungsstadien, bis sie durch einen Prozess namens Metamorphose zur erwachsenen Form gelangen.
Der Riesen-Salamander hat keinen festen Lebensraum, sondern bevorzugt es, in Felsspalten mit sanften Strömungen oder in Löchern, die durch Baumwurzeln gebildet wurden, zu leben, wobei er normalerweise allein lebt. Seine Brutlöcher sind flache, horizontale Gänge, die etwa 20 cm tief sind und breit genug, damit der Salamander hindurchschlüpfen kann. Am hinteren Ende des Gangs befindet sich ein geräumiger runder Bereich. Obwohl natürliche Unterwasserhöhlen manchmal genutzt werden, graben sie oft ihre eigenen Bruträume.
Symbol des Edo Japans: Der japanische Riesen-Salamander
Im Edo-Zeitraum wurde der Riesen-Salamander als "Kaibutsu" (怪物), ein mythisches Wesen, wie der Tengu und Kappa, angesehen. Aufgrund seiner Seltenheit wurde der Salamander oft mit mythologischen Kreaturen in Verbindung gebracht.
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Trotz ihrer Lungen nehmen japanische Riesen-Salamander den Großteil des Sauerstoffs über ihre Haut auf |
Eine berühmte Geschichte handelt vom Kamo-Schrein in Kyoto, wo ein Riesen-Salamander Unruhe unter den Mönchen auslöste. Da sie das Wesen nicht kannten, hielten sie es für einen Kappa. Der Abt des Tempels, der seine heilige Bedeutung erkannte, ordnete an, das Tier zu fangen und in einem Teich zu setzen. Leider starb der Salamander bald darauf, da das klare Wasser ohne die nötige Vegetation nicht die Bedingungen bot, die er benötigte.
Die Rolle des Riesen-Salamanders in der Edo-Kultur
Im Edo-Zeitraum wurden einige Teile des Riesen-Salamanders in der traditionellen japanischen Medizin verwendet. Das medizinische Buch Honchō Shokkan (本朝食鑑), geschrieben von Hitomi Hitsudai, behandelt die Anwendung von Riesen-Salamander-Öl zur Behandlung von Wunden, Hautkrankheiten und Asthma. Man glaubte, dass das Öl starke entzündungshemmende Eigenschaften besaß, die Schwellungen verringerten und Atemprobleme linderten.
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Einige Teile von Riesen-Salamandern wurden in der traditionellen japanischen Medizin verwendet |
Zudem wurde der Riesen-Salamander im Edo-Zeitraum konsumiert. Das Ryori Monogatari von 1643 führt Salamander als Zutat auf. Das Buch stellt fest, dass das Fleisch zwar zäh war, aber nach langem Köcheln weich wurde und einen Geschmack hatte, der dem von Weichschildkrötenfleisch ähnelte, jedoch ohne den unangenehmen Geruch. Glücklicherweise war der Riesen-Salamander nie eine verbreitete Nahrungsquelle, sodass er nie Gefahr lief, durch den Verzehr auszusterben.
Der bedrohte japanische Riesen-Salamander
Leider ist der japanische Riesen-Salamander heutzutage vom Aussterben bedroht. In den letzten fünfzig Jahren hat die Industrialisierung erhebliche Bedrohungen mit sich gebracht, ebenso wie die Kanalisation, die die natürliche Form von Flüssen für industrielle Zwecke verändert und wichtige Lebensräume wie Steine, Löcher und Wurzeln an den Flussufern zerstört hat. Zudem hat der Bau von Dämmen und Kaskaden den natürlichen Wasserfluss verändert.
Die Verschmutzung durch Industrien, Landwirtschaft und städtischen Abfall schadet weiter den empfindlichen Ökosystemen von aquatischen Tieren wie dem Riesen-Salamander. Einige Arten sind sogar aufgrund von Toxinen und Schadstoffen in den Flüssen unfruchtbar. Ein umfassender Einsatz ist erforderlich, um diese Umweltbedrohungen anzugehen und den Erhalt des ikonischen japanischen Riesen-Salamanders sicherzustellen.
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