Im Juni 1932, zum hundertsten Jahrestag des Todes des berühmten deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe, führte der bekannte Paranormal-Experte Harry Price ein geheimnisvolles Ritual auf dem Brocken, dem höchsten Gipfel im Harz, durch. Goethe, der schon lange von der Faszination des Übernatürlichen geprägt war, hatte in seinem berühmten Werk „Faust“ die düstere Bedeutung des Berges beschrieben. Dies machte den Brocken zum idealen Ort für Prices gewagtes Experiment, der für seine Showmanier und seine Vorliebe für das Rampenlicht bekannt war.
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Ist Magie real? |
Laut einem jahrhundertealten schwarzen Magiebuch versprach dieses Ritual – in einem seltenen, alten deutschen Manuskript aufgezeichnet – die erschreckende Möglichkeit, eine Ziege in einen Jungen zu verwandeln. Tief verwurzelt in den magischen Praktiken des Mittelalters, sollte es die Fähigkeit besitzen, die wahre Natur eines Tieres zu verändern und eine unheimliche Metamorphose herbeizuführen.
Bloksberg Tryst: Das seltsame Zauberbuch aus dem 18. Jahrhundert in Deutschland
Die Inspiration für Prices Untersuchung kam durch eine überraschende Entdeckung: ein geheimnisvolles Zauberbuch aus dem 18. Jahrhundert, das während seiner Recherchen ans Licht kam. Dieses Zauberbuch, angeblich aus dem 15. Jahrhundert stammend und in Althochdeutsch verfasst, sollte laut dem Buch Rituale enthalten, die längst vergessen waren – Rituale aus einer Zeit, die von dunkler Magie und mystischen Praktiken geprägt war. Voller rätselhafter Symbole, altertümlicher Beschwörungsformeln und detaillierter Anleitungen zu okkulten Praktiken, verschaffte es ihm einen tiefen Einblick in die esoterischen Geheimnisse vergangener Jahrhunderte.
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Besonders ein Ritual in dem Buch faszinierte Price: die angebliche Verwandlung einer Ziege in einen Menschen. Das Grimoire beschrieb genau, welche Voraussetzungen notwendig waren, um dieses ritualisierte Wunder zu vollziehen – ein Vollmond, ein Berggipfel und eine präzise Abfolge von Handlungen, die mit seltenen Zutaten durchgeführt werden mussten. Der gewagte Anspruch des Rituals war ebenso ungewöhnlich wie bizarr: Mit den richtigen Formeln und einer exakten Durchführung sollte es möglich sein, einen Jungen aus dem Körper einer Ziege zu „entlassen“.
Dieses Ritual, so rätselhaft und dunkel es auch war, versprach einen tiefen Blick in die mystischen Praktiken vergangener Epochen – und Harry Price, der immer auf der Suche nach dem Unbekannten war, ließ sich von dieser Entdeckung in eine Welt entführen, die weit über die gewöhnlichen Grenzen der Wissenschaft hinausging.
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Harry Price ließ sich bei seinem Hexenexperiment von dem alten Zauberbuch aus dem 18. Jahrhundert inspirieren |
Ausgerüstet nur mit den geheimnisvollen Anweisungen aus dem alten Zauberbuch und einem tiefen Glauben an die Möglichkeit des Übernatürlichen, machte sich Harry Price auf den Weg zum abgelegenen, von Nebel umhüllten Gipfel des Brocken. Der Berg, der in der Geschichte mit dunklen Legenden und Erzählungen von Hexensabbat-Ritualen durchzogen war, schien der perfekte Ort für sein außergewöhnliches Vorhaben.
In der Stille der Nacht, umgeben von den geheimnisvollen Klängen der Natur und dem silbernen Schein des Vollmonds, begann Price, sich auf das Ritual vorzubereiten. Der Berg selbst schien zu atmen, als ob er in die geheimen Zauberflüche der Vergangenheit eingehüllt war. In seinem Inneren trug Price die Hoffnung, die Geheimnisse zu entschlüsseln, die selbst den erfahrensten Mystikern über Jahrhunderte hinweg verborgen geblieben waren.
Die zentrale Frage, die ihn quälte, war, ob das Ritual wirklich in der Lage war, das gewagte Versprechen des Zauberbuches zu erfüllen: Könnte es tatsächlich eine Ziege in einen Jungen verwandeln – oder war es nur ein weiteres Produkt aus den dunklen, verworrenen Fäden des Aberglaubens, die die Geschichte durchzogen?
Harry Price als Ermittler unerklärter Phänomene
Harry Price (1881–1948) war ein britischer Paranormal-Experte, der für seine Fähigkeit bekannt war, Wissenschaft und Übernatürliches miteinander zu verbinden. Im Laufe seiner Karriere erlangte er Berühmtheit, weil er einige der bekanntesten Geistergeschichten und paranormalen Phänomene seiner Zeit untersuchte und sie mit scharfem Blick sowie einem wissenschaftlichen Ansatz oft entlarvte.
Einer seiner bekanntesten Fälle war das berüchtigte Borley Rectory in den 1920er Jahren. Dieses angeblich verfluchte Haus in Essex hatte eine Geschichte von unheimlichen Vorkommnissen – seltsame Geräusche, Geistersichtungen und sogar mysteriöse Schrift auf den Wänden. Price verbrachte Monate damit, den Ort zu untersuchen, Experimente durchzuführen und die Phänomene zu beobachten. Am Ende erklärte er einen Großteil der „übernatürlichen“ Ereignisse mit natürlichen Ursachen, wie Zugvibrationen und Zugluft, sowie einigen absichtlichen Scherzen. Auch wenn seine Ergebnisse nicht alle überzeugten, wurde Prices Untersuchung zu einer der berühmtesten im Bereich des Paranormalen.
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Existieren Geister? |
Ein weiterer denkwürdiger Fall war der von Eleonore Zugun, bekannt als das „Poltergeist-Mädchen“ (1926), bei dem die Bewohner von fliegenden Gegenständen und unheimlichen Geräuschen berichteten, die das Haus erschütterten. 1930 wurde der Fall von dem Parapsychologen William Roll untersucht, der feststellte, dass viele der vermeintlich paranormalen Ereignisse mit dem jungen Mädchen in Verbindung standen. Es wurde vermutet, dass ihre unbewussten Handlungen und emotionale Energie eine Rolle bei den Störungen spielten, ohne dabei die Möglichkeit übernatürlicher Ursachen gänzlich auszuschließen.
Price war auch dafür bekannt, betrügerische Medien zu entlarven. Ein solcher Fall betraf Eusapia Palladino, eine italienische Medium, die behauptete, mit den Toten zu kommunizieren. Price, immer der Skeptiker, richtete kontrollierte Experimente ein und stellte fest, dass Palladinos angebliche paranormalen Fähigkeiten tatsächlich nur raffinierte Tricks waren, die ihre Ansprüche widerlegten.
Hexenexperiment auf dem Brocken – Funktioniert Magie wirklich?
Als Price 1932 für sein gewagtes Ritual auf den Brocken reiste, hatte er sich bereits als unerschrockener Ermittler einen Namen gemacht, der der Wahrheit immer auf den Grund ging, egal wohin sie führte. Sein Skeptizismus und seine wissenschaftlichen Methoden hielten ihn nicht davon ab, die Welt des Okkulten zu erforschen, und das Ritual auf dem Brocken war das perfekte Beispiel für seinen unermüdlichen Drang, die Grenzen zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten zu testen. Es war nur ein weiteres Kapitel in einem Leben, das darauf ausgerichtet war, das Übernatürliche mit einem scharfsinnigen Verstand und einer unaufhörlichen Suche nach Antworten herauszufordern.
Könnten die jahrhundertealten Überlieferungen einer Prüfung standhalten, oder würde die Wissenschaft sie als Mythos entlarven? Mit akribischer Sorgfalt plante Price das Experiment und wollte dabei die im Grimoire beschriebenen Umstände exakt nachstellen.
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Magisches Ritual in vollem Gange auf dem Brocken im Jahr 1932 |
An seiner Seite standen britische und deutsche Wissenschaftler, darunter Professor C.E.M. Joad und Dr. Erich Bohn. Diese Zusammenarbeit war nicht nur von wissenschaftlichem Interesse geprägt, sondern auch eine Hommage an Goethe, der die mystische Atmosphäre des Brockens in seinem Faust verewigt hatte. Das Team bereitete sich gründlich vor: Ein magischer Kreis wurde gezogen, die benötigten Zutaten – Kratzspuren von Kirchenglocken, Fledermausblut, Ruß und Honig – wurden beschafft, und Kameras sowie Scheinwerfer zur Dokumentation aufgebaut. Auch die vorgeschriebene „reine Jungfrau“, die den entscheidenden Moment der Enthüllung übernehmen sollte, wurde mit Bedacht ausgewählt: Fräulein Urta Bohn, die Tochter eines deutschen Professors, stellte sich freiwillig zur Verfügung. Mit einem Augenzwinkern bemerkte sie, sie sei „genauso qualifiziert wie jedes moderne Mädchen“ für die Rolle.
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